In Tallinn unterrichtet die Cybersicherheitsexpertin Birgy Lorenz Neuntklässler in Hackertechniken. Das Ziel: die Berufstätigen von morgen schon heute auf die digitale Welt vorzubereiten, in der Cybersicherheit eine große Herausforderung darstellt.
Pelgulinna Gümnaasium
Eröffnung: 08.09.1912
Ort: Tallinn, Kreis Harju, Estland
Anzahl der Schüler:innen: 960
Status: staatlich
Website: https://www.tallinn.ee/pelgulinna/g24635
Als sich Estland 1991 erfolgreich vom Joch der UdSSR befreit hatte, beschloss der damals neugewählte Präsident Lennart Meri, sein Land auf den Weg in die Zukunft zu bringen, indem er auf die Modernisierung der Schulen setzte.
1996 rief der Präsident, selbst Sohn von Diplomaten, das ehrgeizige "Tiger Leap National Program“ ins Leben — damit bereitete sich Estland also auf nichts geringeres als den "Sprung des Tigers“ vor. So wurde damals die Modernisierung des Bildungssystem genannt, die Öffnung auf das digitale Zeitalter. Dabei hat der Staat viel in Fortbildungen für Lehrer*innen und in Technik investiert. Der Schulalltag hält seither mit der Weiterentwicklung der neuen digitalen Technologien Schritt.
Fächer wie Programmieren oder Robotik sind Teil des Unterrichts, spielerisch sogar schon ab dem Kindergarten. Die digitale Welt ist jedoch nicht das einzige Modell, das gelehrt wird. Die Schüler:innen lernen auch zu kochen, zu nähen, zu stricken, zu schnitzen usw. Für diese Pflichtfächer mussten die Schulen spezielle Küchen und Werkstätten einrichten.
Jede Schule verfügt über vollständige Autonomie und setzt die staatliche Bildungspolitik auf ihre eigene Weise um. Die Lehrer:innen sind frei und werden sogar ermutigt, ihr persönliches Engagement mit den Schüler:innen zu teilen.
Erst kürzlich wurden im Rahmen eines neuen landesweiten Projekts in vielen Schulen "Smart Classes" eingerichtet, die sich untereinander über die besten Möglichkeiten zur Nutzung digitaler Medien austauschen. Dieses Konzept hat Birgy Lorenz von der Vereinigung der Informatiklehrer:innen entwickelt.
"Dank des Ideenaustauschs können die Schulen viele andere Bereiche ausbauen", erklärt Birgy Lorenz. So entsteht die Möglichkeit, Fächer miteinander zu verknüpfen, z. B. durch die Entwicklung einer Software, die das Sticken unterstützt oder durch die Erstellung von 3D-Objekten. Die estnische Schule ist in ihrem Selbstverständnis den Menschen zugewandt und lehrt fächerübergreifend.